Liebe Birgit, ich habe Dein Buch mit großem
Interesse gelesen. Es war so spannend und unterhaltsam, daß ich
es kaum aus der Hand legen konnte und schon in zwei Tagen fertig war.
Die Faszination für die Person Germaine konnte ich gut nach empfinden.
War sie doch eine Frau, die weiblich-sinnliche Seiten als Frau, Geliebte
und Mutter neben intellektuellen, ethischen und politischen Interessen
zu vereinbaren suchte, dabei eingebunden war in eine ganz besondere
historische Umbruchsphase. Die eingefügten kursiv gedruckten Passagen
waren sehr schön, wie eingestreute Traumbilder, Erinnerungen, elegisch
zwar aber manchmal etwas zu allegorisch, wie ich fand. Am meisten war
ich allerdings fasziniert und dafür möchte ich Dir
ganz besonders meine Anerkennung aussprechen von der feinen und
differenzierten psychologischen Auslotung der beteiligten Personen und
ihrer Beziehungen zueinander: Germaine v.a. in ihrer ganz speziellen
persönlichen Labilität mit Stärken und Schwächen,
die so gut verständlich wurden aus ihrer Lebensgeschichte und ihren
Beziehungen zu den Eltern. Es war gut nachzuempfinden, wie sie diese
Erfahrungen und Konflikte mit Hoffnungen, Sehnsüchten und speziellen
Empfindlichkeiten in ihren Liebesbeziehungen einbrachte und dort zu
lösen suchte. Sehr gefallen hat mir auch das Verhältnis zwischen
Schlegel und Schelling und ihr Bemühen um Verständnis füreinander
jenseits von Kränkungen und Rivalitäten. Können/konnten
Männer sich wirklich so mitteilen, sich gegenseitig in dieser menschlichen
Seite gegenseitig wahrnehmen und zueinander finden? Jedenfalls fand
ich gerade diese Männerbeziehung großartig beschrieben.